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Geheimhaltung – paradox
Zeugen Jehovas bezeichnen ihre Religion als „die Wahrheit. Sie behaupten, sie hätten nichts zu verbergen. Alles, was im Wachtturm steht muss schon deshalb wahr sein, weil sie es sich nicht leisten könnten etwas Unwahres zu veröffentlichen, denn dann würde ja sofort ein
Unterlassungsverfahren gegen sie eingeleitet werden. Deshalb kann jeder sich von allem durch das Lesen des Wachtturms überzeugen.
Sie schreiben aber nicht, dass es Bücher gibt, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind, wie zum Beispiel das
"Gebt-Acht-Buch", das Grundlage der Ältestenschulung bildet. Alles, was Älteste tun und besprechen
ist streng geheim. Die Vertrauensstellung eines Ältesten wird gern mit der eines Arztes, Seelsorgers oder Rechtsanwaltes verglichen. Älteste berufen sich auf eine ähnliche Verschwiegenheit.
Auch das vertraulich gesprochene Wort, etwa der Rat eines Ältesten bei einem Hirtenbesuch, ist geheim, ebenso der Inhalt einer Rechtskomiteesitzung.
Machen Jugendliche sich dieses Prinzip der Geheimhaltung zu eigen, z. B., wenn sie gemeinsam sündigen und heimlich eine Zigarette rauchen, dann gilt dieses Prinzip plötzlich nicht mehr. Wer von der Sünde eines anderen oder seiner eigenen weiß, soll sich an einen Ältesten wenden und ihm davon berichten. In Schriften, besonders an Jugendliche, und auf Kongressen,
wird mit schöner Regelmäßigkeit zum Denunziantentum aufgefordert.
So entsteht bei den Zeugen eine Doppelmoral,
die nicht selten zu einem Doppelleben führt. Viele
Jugendliche spielen den braven Zeugen wie ein
Schauspieler, ständig auf der Hut, verraten zu
werden und leben ihre wahre Natur heimlich bis sie –
endlich ausziehen können und volljährig sind.
Manche
erreichen diesen Zeitpunkt nicht, weil sie vorher
daran zerbrochen sind.
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