Fragen junger Leute – unpraktische Antworten

Unsere besondere Aufmerksamkeit gilt den Jugendlichen. Nicht nur, dass sie in der Pubertät sind und mit sich selbst viele Probleme haben, sie sind auch die Gruppe von Zeugen Jehovas, die dringender als jede andere Hilfe benötigt.

Sie unterliegen einem doppelten Gruppenzwang. Einerseits werden sie mit 14 Jahren religionsmündig und könnten selbst entscheiden, ob sie sich taufen lassen wollen, andererseits wird es von ihnen, sowohl von Eltern, als auch von Ältesten und anderen Jugendlichen erwartet. Die Frage, ob ein Jugendlicher einer anderen Religionsgemeinschaft als den Zeugen angehören möchte, stellt sich überhaupt nicht.

Eingenordet werden Jugendliche mit dem Buch „fragen junger leute – praktische antworten

Von einem jugendlichen Zeugen Jehovas wird erwartet, dass er sich vom anderen Geschlecht fernhält, bis er ernsthafte Heiratsabsichten hat, was wiederum voraussetzt, dass er finanziell auf eigenen Beinen steht. Verliebtheiten werden nicht geduldet. Vorehelicher sexueller Kontakt ebenfalls nicht. Beides würde zum Gemeinschaftsentzug führen, mit der Folge keinen Kontakt mehr zur eigenen Familie haben zu dürfen. Ein Jugendlicher, der einen Fehltritt tut, läuft also Gefahr, sämtliche bisherigen Sozialkontakte zu verlieren.

Noch aussichtsloser ist die Situation, wenn er gleichgeschlechtliche Neigungen hat. Das gilt als unnatürlich und wird ebenfalls nicht geduldet. Selbstbefriedigung ist bereits eine schwere Sünde. Wer das tut, soll die Hilfe der Ältesten in Anspruch nehmen.

Gerade von Jugendlichen wird erwartet, dass sie sofort nach der Schule den Pionierdienst aufnehmen oder ins Bethel gehen, und darauf verzichten selbstsüchtigen Neigungen wie einer beruflichen Karriere oder Haus und Familie mit Kindern nachzugehen. Bildung sollte sich auf Bibel und Wachtturm beschränken. Der Besuch eines Gymnasiums oder gar ein Studium, die dazu führen könnten die Lehren der zeugen zu hinterfragen, sind verpönt.

Kontakte zu anderen Jugendlichen, die keine Zeugen Jehovas sind, gelten als schlechter Umgang und sollten strikt gemieden werden. An einen Sektenbeauftragten oder das Jugendamt würde sich ein junger Zeuge ebenfalls nicht wenden, weil diese der Welt Satans des Teufels zugerechnet werden. Der Jugendliche hat also keinen Ansprechpartner, wenn er aussteigen möchte.

Eine Hoffnung setzen wir in eine verstärkte Aufklärung von Lehrern. Sie sind Autoritätspersonen. Der jugendliche Zeuge Jehovas ist gehalten ein gutes Verhältnis zu seinen Lehrern zu unterhalten. Ein aufmerksamer Lehrer mag also eher in der Lage sein, das Dilemma, in dem sich ein jugendlicher Zeuge Jehovas befinden mag, zu erkennen.

Wir helfen Jugendlichen konkret, indem wir als Beistände mitgehen zu Jugendämtern, Rechtsanwälten und Gerichten, aber auch den Kontakt unterstützen zu Elternteilen von Jugendlichen, die keine Zeugen sind, bei so genannten geteilten Häusern. Rechtsanwälte können bei uns nachgefragt werden.