Viele Aussteiger fallen zunächst in ein tiefes Loch. Das gilt besonders für Hineingeborene, denen eingetrichtert wurde, dass die Welt außerhalb der Zeugen böse ist. Sie finden sich zunächst nicht zurecht.
Wem es gelingt seinem Leben einen neuen Sinn zu geben, der kann die Sekte komplett hinter sich lassen.
Zwei grundsätzliche Probleme muss der Aussteiger bewältigen:
1. das Gefühl los werden, das bisherige Leben in der Sekte sei verschwendete Zeit gewesen
2. die Angst vor dem Tod in Harmagedon
Bei dem ersten Problem hilft es, seinen Frieden zu machen, indem man sich bewusst macht, was man alles kann. Ich klopfe auch heute noch – ohne jede Angst – an jede Tür und spreche gern mit Menschen aller Art. Andere Aussteiger mögen andere Dinge gelernt haben. Ich rede auch heute noch vor Tausenden von Menschen, nur mit ein paar Notizen in der Hand. Andere können das wahrscheinlich nicht.
Beim zweiten Problem hilft Wissen. Die Lehren zu hinterfragen, Bücher zu lesen, mit anderen über das Verständnis von Bibeltexten und deren Auslegung zu diskutieren, hilft, frei zu werden von der Indoktrinierung.
Das sind gute Gründe Kontakte zu anderen Aussteigern zu pflegen.
Auch ich bin in diese Religion geboren, gedrillt und gehauen worden. Ich habe mich als junge Frau und Mutter von 3 Kindern abgewand von der Religion. Meine Geschewister, Neffen Nichten, Eltern und alles was dazu gehört, sind 1000%ige Zeugen Jehovas, Als ich mich dann in einigen Foren von Aussteigern bewegt habe, habe ich mit Entsetzen gesehen, daß diese Religion eine Plattform für Pädophile ist. Auch mir ist das ab meinem 5. Lebensjahr so ergangen. Erst von dem einen Schwager, der zudem Ältester war und dann von dem anderen Schwager, ein Pionier. Als ich das dann mit 16 Jahren aufgemacht habe, bekam ich erst mal Schläge dafür. dann gab es einige Sitzungen vor dem „Rechtskommitee“ mit dem Ergebnis, daß die Schwager 1 Jahr keine Vorträge halten durften und auch keibne Kommentare geben durften während der Versammlungen. Ich muß Heute mit dieser Last leben, die mein ganzes restliches Leben beeinflußt und ich schwerst depressiv wurde bis hin zu mehreren Suizidversuchen. Auch Heute leide ich immer noch sehr. Auch ich hatte Jahre lang Angst vor Harmagedon, auch bei mir wurde immer mit der Angstmache gearbeitet. Ich habe es inmmer nochh nicht geschafft, ganz davon frei zu werden. Meine beiden Brüdern leben mit Ihren Frauen schon zig Jahre in Selters in dem Bethel. Vor einigen Jahren hatte man meinen älteren Bruder zu mir geschickt und nachdem er erfolglos die ganze Nacht auf mich eingeredet hatte, meinter er, ich habe die Blutschuld meiner Kinder auf mich geladen. Der Spruch lastet auf mir mein ganzes Leben. Es tut mir unsagbar weh, von mener Familie so gemieden zu werden. Ich brauchte so dringend den Halt von ihnen. Mein mittlerer Sohn wurde vor 2 1/2 Jahren ganz schlimm von einem LKW angefahren und ist, nachdem er noch mehrere Schlaganfälle hatte, schwerstbehindert, aber bei Verstand, was kaum auszuhalten ist für mich. Ich bin auf jeden Fall für meine Kinder da, ich könnte sie niemals ignorieren, wie man es mit mir macht. Mein älterer Bruder ist vor 2 Jahren verstorben und meine Mama dieses Jahr im Mai. Dann besinnt man sich auf mich und ruft mich an. Es schmerzt mich sehr, daß man sich nur bei mir meldet, wenn jemand von denen gestorben ist. Ach, da ist noch so viel was mein Herz sehr schwer macht, aber das führt jetzt Hier und Heute zu weit, darum ende ich hiermit erst mal.